Josef Angerer
26. Juni 1907 – 18. Februar 1994
26. Juni 1907 – 18. Februar 1994
Josef Angerer wurde am 26. Juni 1907 als drittes von sieben Kindern in Passau geboren. Nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium studierte er zuerst an der philosophisch-theologischen Hochschule seiner niederbayerischen Heimatstadt und im Anschluss an der Universität München Philosophie, Pädagogik, Chemie und Biologie.
Danach wurde Josef Angerer Kaplan im Bayerischen Wald, später Priester in Passau.
Eine schwere Krankheit seiner Schwester brachte ihn mit dem Naturarzt Dr. med. Rudolf Schnabel zusammen – eine für seinen weiteren Lebensweg schicksalhafte Begegnung. Denn Josef Angerer schlug nun den Weg zur Naturheilkunde ein und besuchte dafür ab 1936 die Fachschule des damaligen Heilpraktikerbundes in München. 1938 eröffnete er seine erste Praxis in seiner Heimatstadt Passau. Während des Zweiten Weltkriegs musste er seine Praxistätigkeit unterbrechen, wurde zum Sanitäter ausgebildet und in der Wehrmacht verpflichtet. Die Kriegerlebnisse bestärkten ihn nochmals, seinen Weg als Heilpraktiker fortzusetzen und nach seiner Rückkehr aus russischer Gefangenschaft fing er 1945 wieder in Passau an.
Als 1950 die Heilpraktiker-Fachschule in der Giselastraße in München wieder eröffnet wurde, gehörte Josef Angerer zu den ersten Lehrern. Schwerpunkte seiner Vorlesungen waren die Pharmakologie und die Augendiagnostik.
1953 siedelte Josef Angerer nach München um, eröffnete seine Praxis im Stadtteil Nymphenburg und war dort 35 Jahre bis zu seinem 81. Lebensjahr tätig.
Josef Angerer starb am 18. Februar 1994 in München im Alter von 86 Jahren; er ist auf dem Münchner Nordfriedhof beerdigt.
1954 wurde er Präsident der Deutschen Heilpraktikerschaft, der traditionellen und größten Berufsorganisation, dem Vorläufer des heutigen Fachverbandes Deutscher Heilpraktiker (FDH). Dieses Amt bekleidete er – bis 1969 – 15 Jahre lang. In dieser Zeit leistete er große Pionierarbeit auf dem Gebiet der standes- und medizinalpolitischen Entwicklung. An der Durchführungsverordnung des Heilpraktikergesetzes war er maßgeblich beteiligt. Er festigte den Berufsstand des Heilpraktikers und dessen Ansehen in der Öffentlichkeit.
Durch seine Initiative wurde 1963 die „International Federation of Natural Therapeutics“ mit Sitz in London gegründet, deren erster Präsident er auch war. Bereits 1951 gründete er die Zeitschrift „Erfahrungsheilkunde“, auf deren Basis sich in den folgenden Jahren die großen Fachfortbildungsveranstaltungen entwickelten.
bei der Forschung zur Augendiagnostik
Selbst Lehrer, Vortragender, Autor unzähliger Aufsätze und vieler Fachbücher blieb er aber immer auch Schüler, immer auf der Suche, noch mehr über die Naturheilkunde zu erfahren. Für ihn hieß das: „Suche nach der Verbindung zwischen Mensch und Schöpfung“ und lebenslanges, intensives Studium in Medizin, Natur- und Geistes- und Grenzwissenschaften.
Aufgrund seines Wissens und seiner Therapieerfolge fand Josef Angerer als einer der wenigen auch Anerkennung in Wissenschaft und Schulmedizin. Viele Würdigungen und Ehrungen geben davon Zeugnis:
Sein Wissen und seine reiche Erfahrung haben auf vielen Gebieten der Naturheilkunde ihren Niederschlag gefunden. Bekannt ist er durch seine umfangreichen Forschungen auf dem Gebiet der Augendiagnostik. Besonders zu erwähnen sind sein Grundlagenwerk „Handbuch der Augendiagnostik“ und die Buchreihe „Ophthalmotrope Phänomenologie“.
Als profunder Kenner der Pflanzenheilkunde entwickelte er zahlreiche Rezepturen für Naturheilmittel, die als Teemischungen und Komplexmittel pharmazeutische Verwendung gefunden haben.
Auch Angerers Forschungen über die pathogenen Wirkungen von Störfeldern haben ihren Niederschlag in naturheilkundlicher Diagnose und Behandlung gefunden.
bei einer Lehrveranstaltung
Er hat eine ganze Generation von Heilpraktikern ideell geprägt. Seine Vorlesungen an der Fachschule in München waren ständig überfüllt.
Auch seine Vortragsveranstaltungen, die ihn oftmals ins benachbarte Ausland, aber auch bis nach Argentinien (in das dortige Colleg für iridologische Phänomenologie in Buenos Aires) führten, waren begehrte Treffpunkte von Freunden und Förderern der Naturheilkunde.
1977 erhält die Berufsfachschule des Heilpraktikerverbandes Bayern ihm zu Ehren seinen Namen.
Seitdem wird sie von Schülern, Absolventen und Lehrern kurz aber herzlich die „JAS“ genannt.